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Revenge Quitting: Wenn Kündigungen zur Rache werden

Revenge Quitting: Wenn Kündigungen zur Rache werden

Marié Detlefsen | 20.05.25

Wenn Mitarbeitende nicht mehr nur kündigen, sondern ein Zeichen setzen wollen, entsteht ein neuer Trend: Revenge Quitting. Erfahre, warum das für Unternehmen gefährlich werden kann – und wie sie rechtzeitig gegensteuern.

Kündigungen sind meistens kein positives Ereignis, doch mittlerweile kündigen Arbeitnehmer:innen auf die verschiedensten Weisen. Wenn Angestellte dabei nicht einfach nur das Unternehmen verlassen, sondern ein Statement setzen, spricht man von Revenge Quitting. Wer dabei an stille Abgänge denkt, liegt falsch – es geht um laute, bewusste Kündigungen, oft als Ausdruck tiefer Frustration. Anders als beim „Quiet Quitting“, bei dem Mitarbeitende innerlich kündigen, verlassen sie hier das Unternehmen mit einem Knall – und lassen es oft mit Absicht zurück im Chaos. Doch was genau steckt dahinter? Und wie können Unternehmen verhindern, dass ihre besten Leute die Reißleine ziehen?

Was ist Revenge Quitting?

Revenge Quitting bedeutet, dass Arbeitnehmende aus Wut, Enttäuschung oder sogar Rache kündigen – mit dem Ziel, ihren Arbeitgeber:innen ein deutliches Signal zu senden. Es ist der finale Akt nach einer langen Phase der Unzufriedenheit, ausgelöst durch gebrochene Versprechen, toxisches Arbeitsklima oder das Gefühl, übersehen und unterbewertet zu sein.

Dabei bedienen sich Betroffene verschiedener Strategien, um ihre Kündigung möglichst spürbar zu machen:

  • Kollektive Kündigung: Mehrere Kolleg:innen stimmen ihre Kündigung aufeinander ab – oft in einer Phase, in der das Unternehmen ohnehin unter Druck steht. Die Folge: organisatorisches Chaos.
  • Urlaubs-Coup: Resturlaub wird angesammelt und direkt vor dem letzten Arbeitstag eingelöst. Für das Unternehmen bedeutet das: Abwesenheit ohne Übergabe.
  • Taktische Intransparenz: Schlüsselprojekte werden ohne Rücksprache übernommen – beim Abgang bleiben Aufgaben unklar, Lücken entstehen und die Produktivität leidet.

Warum wächst der Trend von Revenge Quitting?

Die Gründe für das Aufkommen von Revenge Quitting sind vielschichtig – ein verändertes Arbeitsbewusstsein trifft auf einen angespannten Arbeitsmarkt mit vielen offenen Stellen. Laut einer Forbes-Umfrage gehen 28 Prozent der befragten Angestellten davon aus, dass dieses Phänomen 2025 in ihrem Umfeld Realität werden könnte. 17 Prozent haben bereits auf diese Weise ihren Job beendet, wie Thorsten Blaufelder auf LinkedIn darstellt.

17 Prozent der Arbeitenhemer:innen haben bereits Revenge Quitting betrieben.
17 Prozent der Arbeitenhemer:innen haben bereits Revenge Quitting betrieben, © Thorsten Blaufelder LinkedIn

Laut Dr. Ryne Sherman, Chief Science Officer bei Hogan Assessments, ist Revenge Quitting kein impulsiver Akt. Es ist der Höhepunkt eines lange schwelenden Problems, einer emotionalen Entkopplung:

Beim Revenge Quitting geht es nicht nur um die Frustration bei alltäglichen Aufgaben, sondern um den Zusammenbruch der Kommunikation und das Versäumnis, die Ambitionen der Mitarbeitenden mit der Unternehmenskultur in Einklang zu bringen.

Wie können Unternehmen Revenge Quitting vorbeugen?

Die gute Nachricht: Revenge Quitting ist kein unausweichliches Schicksal. Es gibt Wege, um als Unternehmen gegenzusteuern und eine gesunde Arbeitskultur zu fördern.

1. Mehr als Benefits: Echte Bedürfnisse erkennen

Kostenloser Kaffee und Obstkörbe reichen nicht mehr. Mitarbeitende wollen echte Perspektiven, Flexibilität, Entwicklungsmöglichkeiten und ein Arbeitsumfeld, das ihr Wohlbefinden ernst nimmt. Viele Angestellte ärgern sich darüber, dass ihre Unternehmen keine ausreichenden Chancen für Karriereentwicklung bieten und machen bei mangelnden Aufstiegschancen Dienst nach Vorschrift oder sogar weniger. Was hilft? Transparenz, Feedbackkultur und Angebote, die sich an den tatsächlichen Bedürfnissen orientieren – nicht an bloßen Symbolen von Wertschätzung.

2. Führung, die verbindet – nicht vertreibt

Der Umgang von Führungskräften mit ihren Teams ist oft entscheidend dafür, ob jemand bleibt oder geht. Schlechte oder abwesende Führung kann die Mitarbeiter:innenmotivation empfindlich stören – im schlimmsten Fall zur Kündigung führen. Gallup-Daten zeigen: Führungskräfte beeinflussen zu 70 Prozent das Engagement ihrer Mitarbeitenden. Was es braucht, sind Führungspersönlichkeiten mit Empathie, Klarheit und dem Willen, echte Beziehungen aufzubauen. Und dafür müssen sie regelmäßig geschult und weiterentwickelt werden.

3. Psychologische Sicherheit als Schlüssel

Wer sich sicher fühlt, sagt, was er denkt – ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Dieses Gefühl der psychologischen Sicherheit ist ein zentraler Faktor für emotionale Bindung. In einer Arbeitswelt, in der laut Weltwirtschaftsforum 40 Prozent der Beschäftigten offen für einen Jobwechsel sind, ist Vertrauen wichtiger denn je. Unternehmen, die daher Raum für ehrliche Gespräche schaffen, Diversität ernst nehmen und respektvolle Zusammenarbeit fördern, profitieren nicht nur von loyaleren Teams, sondern auch von höherer Innovationskraft.

Wertschätzung statt fehlender Führung

Revenge Quitting ist ein Warnsignal. Ein Zeichen dafür, dass Mitarbeitende nicht mehr bereit sind, sich still mit Missständen abzufinden. Unternehmen, die die Zeichen der Zeit erkennen, können frühzeitig gegensteuern und mit gezielten Maßnahmen ein motiviertes, engagiertes Team auf die Beine stellen sowie die eigene Arbeitgeber:innenmarke stärken. Das hilft auch beim Recruiting weiter.

Denn die Kündigungsgründe liegen oft in mangelnder Wertschätzung, schlechter Führung oder fehlenden Entwicklungsperspektiven. Die Bereitschaft, den aktuellen Arbeitsplatz zu verlassen und nach neuen beruflichen Möglichkeiten Ausschau zu halten, wächst dabei stetig. Für mehr Insights schaue dir gerne den folgenden Artikel an:


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© Kaboompics.com – Pexels


Dieser Beitrag erschien erstmals am 17. April 2025.

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